Was sind Trends und Entwicklungen im ERP-Markt?
Im Laufe der Jahre konnten sich immer mehr kleinere ERP-Anbieter auf dem Markt etablieren. Besonders in mittelständischen Unternehmen sind ihre Lösungen gefragt. Große Anbieter wie SAP verloren durch diese Vielfalt zwar Marktanteile, doch auch sie konnten im Mittelstand Fuß fassen.
Große ERP-Anbieter im Mittelstand benachteiligt?
Während SAP 2007 noch 56 % des deutschen ERP-Marktes für sich beanspruchte, waren es 2012 nur noch 22 %. Der Anteil anderer, kleinerer Anbieter ist in diesem Zeitraum hingegen stark angestiegen: Von 28 % erhöhte er sich auf 53 %.
Diese Entwicklung lässt sich unter anderem darauf zurückführen, dass vor allem mittelständische Unternehmen mit dem Service und den Lösungen der größeren Anbieter unzufrieden sind. Ursachen für diese Unzufriedenheit sind:
- Der Investitionsbedarf ist hoch.
- Die angebotenen Produkte sind meist zu komplex und zu wenig benutzerfreundlich.
- In mittleren Unternehmen wird oft ein stärkerer persönlicher Kontakt gewünscht, beispielsweise durch einen Ansprechpartner vor Ort.
Kleine Anbieter etablieren sich auf dem Markt
In genau diesen Punkten kommen kleine ERP-Anbieter dem Mittelstand entgegen. Diese Software-Unternehmen suchen sich eine Nische, indem sie sich auf bestimmte Branchen spezialisieren. Sie bringen somit das nötige Verständnis für die unternehmensspezifischen Zusammenhänge mit und erleichtern dadurch die Einführung einer passenden Lösung, was bei größeren Anbietern zumeist bemängelt wird. So wurde für 2011 von der Trovarit AG ermittelt, dass Anbieter wie FEPA oder FibuNet für hohe Kundenzufriedenheit sorgen, während SAP sich diesbezüglich eher im mittleren Bereich befand. Auch die Ergänzung der ERP-Lösungen durch externe Anbieter wie z.B. bei der Lagerverwaltungssoftware sind ein zunehmender Trend.
Sowohl große als auch kleine Anbieter im Mittelstand vertreten
Dies bedeutet jedoch nicht, dass große Unternehmen im Mittelstand keine Chance haben. Vielmehr ist es so, dass innerhalb des Mittelstandes hinsichtlich der Unternehmensgröße differenziert werden muss: Während Microsoft Dynamics NAV sowohl bei kleineren Unternehmen als auch im gesamten Mittelstandsbereich vertreten ist, wird Sage ERP X3 nicht nur in großen Firmen, sondern auch im gehobenen Mittelstand genutzt. Dies gilt auch für SAP R/X. Oracle E-Business Suite lässt sich wiederum im gesamten Spektrum des Mittelstands verorten.
Aber: Gerade wegen dieser Vielfalt gibt es eine Tendenz in Richtung der großen, namenhaften Anbieter. Die Unübersichtlichkeit des ERP-Marktes hat zu Folge, dass sich Kunden bei ihrer Wahl an Markennamen orientieren. Zudem wird im Zweifel auf die Langlebigkeit solch etablierter Marken vertraut.
Weitere wichtige Trends und Entwicklungen im Überblick
- ERP-Anwender werden sich nicht länger auf ihren langjährig bekannten Anbieter verlassen, sondern sich auf dem Markt nach Alternativen für neue Lösungen umsehen und frei wählen.
- ERP-Software wird nur noch selten gekauft, sondern meist mit offener Laufzeit gemietet oder entsprechend der Nutzung vergütet. Mit Einnahmen aus Lizenzen, Wartung und Dienstleistungen können Anbieter demnach kaum noch rechnen.
- Neue Lösungen benötigen eine Vielzahl an unterstützenden Services und Technologien.
- Stamm- und Basisdaten bilden zunehmend den vorrangigen Kern eines Unternehmens. Daher werden das Master-Data-Management an Bedeutung gewinnen und entsprechende separate Tools auf den Markt kommen.
- In-memory computing (IMC) wird Standard, sodass sich die Performance der Anwendungen – inklusive Big Data – insgesamt steigern wird.
- Die intelligent Business Process Mangagement Suites (iBPMS) werden eine stärkere Rolle einnehmen.
- Zusätzliche Technologien wie cloudstreams, packaged integration oder connecting technologies werden das Zusammenwirken der lose gekoppelten Anwendungen sicherstellen.
- Anwendungen werden überwiegend oder sogar ausschließlich in Clouds oder Hybrid-Clouds stattfinden.
- Cloud-Service-Anbieter wie Microsoft oder Google schaffen mit erweiterten Angeboten den Quereinstieg.
- Die Angebote an Unterstützungstools für Cloud-Services und -Lösungen, wie beispielsweise Platform as a Service (PaaS) oder Cloud-Service-Brokerage (CSB) werden zunehmen.
- Auch für andere komplexe Lösungen werden sich entsprechend neue Supportkonzepte entwickeln.
- Das Digital Business beeinflusst moderne Geschäftsmodelle und -abläufe, was sich auch auf den ERP-Markt auswirken wird.
- Im Bereich Datensicherung sind neue Entwicklungen notwendig, beispielsweise das Verschlüsseln und Aufteilen der Daten auf mehrere Clouds, sodass Hacker nie auf die Summe der Daten, sondern höchstens auf Fragmente zugreifen können.
- Die Ausbildung der ERP-IKT-Fachkräfte muss an den Wandel des Marktes angepasst werden, da viele Kenntnisse rasant veralten.
Fazit: Große Anbietervielfalt macht umfassenden Angebotsvergleich notwendig
Der ERP-Markt im Mittelstand zeichnet sich durch seine Vielfalt aus. Sowohl kleine als auch große Anbieter bringen unterschiedliche Vor- und auch Nachteile mit sich. Wer eine optimale Lösung und leistungsstarken Service für seine Bedürfnisse sucht, kommt nicht um einen umfassenden Angebotsvergleich herum.